Er zählte zu den renommiertesten Architekturfotografen der Gegenwart. Ob es sich um Bauwerke von Walter Gropius, Le Corbusier, Mies van der Rohe, Frank O. Gehry, Richard Meier oder Carlo Scarpa handelte, Klaus Kinold (1939-2021) hat sie fast alle dokumentiert.
Der in Essen geborene Fotograf sah sich stets entschieden als Dienstleister, als geübter Handwerker, als Übersetzer, der das eine Medium, nämlich die Architektur, in ein anderes Medium, nämlich die Fotografie überträgt. Er verschrieb sich in seinen vorzugsweise Schwarzweißfotos einer selbst-gewählten Nüchternheit, einer Bildsprache, die alles Subjektive, Expressive und betont Künstlerische ausklammerte, weil sie die ästhetischen Möglichkeiten einer streng dokumentierenden Fotografie erkennt und ausschöpft.
„Architektur“, so hat ihm Ulrich Weisner, bis 1994 Leiter der Kunsthalle Bielefeld, einmal konstatiert, „könne man wohl anders, aber eigentlich nicht besser fotografieren.“ Kinold setzte sich intensiv mit jedem Bauwerk auseinander, bevor er es dokumentierte. Er studierte zunächst alle Details, bevor er mit der Umsetzung begann…die Struktur, die Ästhetik, die Materialien, die Konstruktion. Es war ihm wichtig, dass seine Fotos klar, objektiv, rational und sachlich in ihrer Darstellung waren und jegliche Eigeninterpretation, Inszenierungen oder Verfremdungen ausschlossen. Und so lautete auch sein vielzitierter Leitsatz „Ich will Architektur zeigen, wie sie ist“.*
Klaus Kinold (1939-2021) studierte von 1960 bis 1968 Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe bei Egon Eiermann. Nach dem Diplom eröffnete er in München ein Atelier für Architekturfotografie. Anfang der 80er Jahre begann Kinold, sich intensiv mit der Panoramafotografie auseinanderzusetzen, insbesondere dem Schaffen der zwei Architekten Hans Döllgast und Rudolf Schwarz, die er sehr schätzte, weil sie in ihrer Baukunst einen eher konservativen Ansatz verfolgten. Über 25 Jahre lang verantwortete Kinold als Herausgeber und Illustrator die Schweizer Fachpublikation KS Neues, in der Bauten aus Kalksandstein präsentiert wurden. Von 1987 bis 1996 hatte er einen Lehrauftrag für Fotografie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Im Jahre 1983 hatte Klaus Kinold seine erste Einzelausstellung in der Kölner Galerie Rudolf Kicken. Darüber hinaus waren seine Arbeiten in zahlreichen Einzelausstellungen zu sehen, u.a. auf der Triennale in Mailand (1988), in der Kunsthalle Bielefeld (1993), der Neuen Sammlung, München (1995), dem Kunstverein Ingolstadt (1996), dem Haus der Fotografie Hannover und dem Neuen Museum Nürnberg (2001). Im Jahre 2009 widmete ihm die Pinakothek der Moderne in München eine umfassende Retrospektive. Und von 2019 bis August 2020 zeigte das Museum DKM in Duisburg die Ausstellung „Architektur mit den Augen des Fotografen“. Sie dokumentierte die Werke der Architekten Carlo Scarpa, Rudolf Schwarz und Hans Döllgast und bezog sich auf eine von Kinold konzipierte, im Hirmer Verlag erschienene Architektur-Buchserie.
* Aus dem Interview mit Ulrich Weisner im Ausstellungskatalog Kunsthalle Bielefeld, Richter Verlag, Düsseldorf, 1993