Mit ihren hochglanzpolierten „Pillen-Reliefs“ verleiht die renommierte US-Künstlerin der pharmazeutischen Industrie inhaltlich eine ganz neue visuelle Sprache, indem sie aus ikonischen Tablettenformen scheinbar abstrakte Kompositionen in leuchtenden Farben erschafft. Ihre drei-dimensionalen, geometrischen Wandreliefs assoziiert man nicht auf Anhieb mit Pillen, sie stehen vielmehr für eine Produktästhetik, die dem Hard-Edge eine aktuelle Interpretation entgegensetzt.

Beverly Fishmans (*1955 in Philadelphia, Pennsylvania) Arbeiten sind in ihrer Bildsprache von der Werbung und der Macht der Pharmaindustrie beeinflusst. Sie möchte zeigen, wie Wissenschaft, Technik und Medizin unseren Körper und Geist beeinflussen und wie unsere Kultur uns entweder als krank oder gesund definiert. Wie unsere Wünsche von den Massenmedien genährt werden und die Produkte, die wir konsumieren, unsere Identität prägt. Und so thematisiert sie in ihren kraftvollen, visuell elektrisierenden Werken die visuelle Wirkung und Verlockung von Arzneimitteln… ihre Formen, ihre Farben, die Materialien.

Die Formensprache ihrer Wandreliefs aus Urethanfarbe sind tatsächlich existierenden Pillen nachempfunden, die sie alle zuvor im Internet recherchiert hat. Die Einschnitte auf den Oberflächen symbolisieren die Bruchkerben, mit Hilfe derer sich die Tabletten in kleinere Dosen aufteilen lassen. Fishmans Reliefs kombinieren in der Regel zwei bis fünf Medikamente. Die Künstlerin wählt ihre sorgfältig gefertigten Formen bewusst nach ihren medizinischen Anwendungsgebieten aus. Die Titel ihrer Arbeiten tragen jeweils die Namen der jeweiligen Krankheitsbilder.

Farbe ist für Beverly Fishman eine extrem materielle Substanz. Farben verändern sich je nach ihrer Beschaffenheit, ihrer Sättigung, ihrer Menge und ihrer Verwendung mit anderen Farben, wenn man sie in Beziehung zueinander setzt. Um die Wirkung von Farben zu verstehen, entwickelt sie zunächst Farbstudien in Form von Collagen. Diese Collagen basieren auf Pillenformaten. Formen, die so ausgewählt wurden, dass sie an die Tradition der Hochmoderne erinnern, von der Hard-Edge-Malerei bis zum Minimalismus.

Zur Erforschung ihrer Farbkombinationen verwendet sie unter anderem Farbmusterkarten aus Baumärkten oder Fragmente von Vinylschildern, um Mischungen verschiedener natürlicher und synthetischer Farbsysteme zu erstellen. Sobald Fishman sich für eine Farbpalette entschieden hat, lässt sie die Tablettenformen aus Holz anfertigen und von Spezialisten mit einem Autolack überziehen, der in direkter Verbindung mit der Region Detroit steht. Da der Maßstab die Farbbeziehungen beeinflusst, verändert sie alles so lange, bis es für sie einen Sinn ergibt.

Fishmans Arbeiten befinden sich u.a. in den ständigen Sammlungen des Detroit Institute of Arts (Michigan), des Miami Art Museum (Florida), und des Istanbul Art Centre (Türkei). Zuletzt hatte sie Einzelausstellungen in der Miles McEnery Gallery, New York (2020); der Kavi Gupta Gallery, Chicago (2018); und DOSE, eine von Nick Cave kuratierte Ausstellung in der CUE Art Foundation, New York (2017) sowie Gruppenausstellungen u.a. im Cranbrook Museum of Art, Bloomfield Hills, Michigan (2020); Columbus of Museum of Art, Columbus, Ohio (2019); Lehmann Maupin, New York (2019); Front International, Cleveland Triennial for Contemporary Art, Cleveland, Ohio (2018) und der Borusan Contemporary Art Collection, Istanbul, Türkei (2017).

Beverly Fishman, die einen Bachelor of Fine Arts des Philadelphia College of Art und den Master of Fine Arts von der Yale University hat, lebt und arbeitet in Detroit, Michigan, wo sie von 1992 bis 2020 die Abteilung für Malerei an der Cranbrook Academy of Art geleitet hat.

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