albert hien la dolce vita 08.03.2013 - 08.05.2013

“La Dolce Vita” titelt die aktuelle Ausstellung des Münchner Bildhauers Albert Hien bei Walter Storms Galerie. Nicht nur der Titel des berühmten Spielfilms Federico Fellinis aus dem Jahr 1960 klingt an, sondern auch der Müßiggang an den Stränden des sommerlichen Mittelmeeres mit seinen endlosen Feldern von Liegestühlen und Sonnenschirmen, mit Sonnenbrand und Langeweile. In der Erinnerung des Künstlers sind Rätselhefte, um Zeit und Urlaubsdepression tot zu schlagen, fester Bestandteil dieses Szenarios. Diese an sich unproduktive, öde Tätigkeit des Lösens von Kreuzworträtseln und Sudokus hat Hien schon als Kind verstört und fasziniert zugleich. Heute sieht er in dieser sinn- und zweckfreien geistigen Übung reinste “Schivanoia” (Ital.: “vor der Langeweile fliehen”) und somit adäquates Gegenstück zweckfreier künstlerischer Beschäftigung. Dabei sind es nie die ungelösten Aufgaben, die leeren Kästchen auf den Seiten der Rätselhefte, auf die sein Augenmerk sich richtet, sondern vielmehr die Musterlösungen am Ende der Zeitschriften. Dort bilden sich in geometrischer Anordnung Zahlengruppen und Buchstabenkonstellationen, deren kryptischer Charakter die ursprüngliche Rätselhaftigkeit weit übertrifft. Für Hien beginnt mit der sichtbaren typographisch manifesten Lösung erst das Geheimnisvolle (Die Lösung ist das Rätsel!!).
Dies bringt uns vom Liegestuhl am Strand direkt zur Beschäftigung mit den Werken der Konzeptkunst und Konkreten Poesie. Deren Künstler haben vielfach Neonschrift verwendet, um für den immateriellen Charakter der durch Schrift vermittelten Inhalte ein adäquates Medium zu finden. Auch Hien arbeitet seit einigen Jahren intensiv mit Neonsystemen. Als Bildhauer (vertreten auf der documenta 7 und 8) steht für ihn allerdings die Lösung der Zeichen und Buchstaben von der Fläche und ihre Rekombination als Skulptur im Vordergrund. Die spezielle Materialität und handwerkliche Fertigung der Neonsysteme sind neben der raumbestimmenden Farbwirkung weitere Komponenten für Hiens künstlerische Experimente.
In der großen Übersichtsausstellung “Deutsche Lichtkunst im 20. und 21. Jahrhundert”, die 2013/14 das Kunstmuseum Celle ausrichten wird, ist Albert Hien ebenfalls mit wichtigen Neonarbeiten vertreten.

Albert Hien (geb. 1956) gehört seit über 20 Jahren zum festen Stamm der Galeriekünstler. Er war zweimal auf der documenta (1982 und ’87) vertreten und repräsentierte Deutschland bei der 18. Biennale von Sao Paulo. Von 1997-2001 hatte Hien eine Professur in Braunschweig, inzwischen ist er Professor an der Akademie der Bildenden Künste München. In den letzten Jahren realisierte Hien in Zusammenarbeit mit Architekten und Bauträgern zunehmend große skulpturale Installationen für den öffentlichen Raum und große Firmenneubauten, wie den Erweiterungsbau des Leibniz-Rechenzentrums auf dem Forschungscampus Garching 2011.

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